Eintracht unter der Decke? Fehlanzeige! Dabei wäre es so einfach, wenn Frauen und Männer öfter miteinander reden würden. Kein Wunder, dass sich dabei Gerüchte hartnäckig halten.
Das größte Gerücht: Männer beglücken Frauen beim Sex. Die nackten Zahlen sprechen deutlich dagegen. Die amerikanischen Sexualexpertinnen Marcia und Lisa Douglas haben dafür den Begriff Orgasmuskluft geprägt: Denn beim Partnersex kommen 68 Prozent der Männer zum Höhepunkt, aber in nur 26 von hundert Fällen kommt es zum Orgasmus der Frau. Beim Sex mit dem eigenen Geschlecht dagegen heben 86 Prozent der Frauen ab. Legen Frauen selbst Hand an, erreichen 81 Prozent fast immer einen Orgasmus – ähnlich den Zahlen der Herren der Schöpfung.
Dafür gibt es zwei Gründe:
- Männer und Frauen wissen zu wenig über die Sexualität des anderen.
- Männer und Frauen schließen diese Wissenslücke nicht.
Würden Frauen öfter über ihre Sehnsüchte und Wünsche reden, wüssten Männer, dass drei Stunden Dauerständer intravaginal eher ein Alptraum sind. Nicht weil Frauen Penetration nicht gut finden, sondern weil Männer in der Regel glauben, allein auf diese Weise auch ihre Liebste zum Orgasmus zu stemmen – und das ist nicht der Fall. Genauso hartnäckig hält sich die Mär von den Frauen, die ewig brauchen, um dahin zu kommen, wohin Männer mal eben einen kurzen Endspurt hinlegen. Richtig ist, dass Frauen genauso schnell zum Orgasmus kommen können wie Männer – und zwar etwa nach vier bis fünf Minuten, wenn’s pressiert, auch schneller.
Weiter haben wir sieben weitere gänge Gerüchte/Weisheiten recherchiert die wir hier vorstellen möchten. Das ein oder andere kann durchaus nützlich sein und Spaß bringt es auf jeden Fall.
1. Orgasmus-Abstandsregel
Die Kenntnisse der sogenannte „Orgasmus-Abstandsregel“ verdanken wir der Prinzessin Marie Bonaparte, der Urenkelin des berühmten Napoléon Bonaparte. Sie litt unter Orgasmusproblemen und ließ 243 Frauen nach ihren Orgasmushäufigkeit befragen. Dabei stellte sie fest, dass Frauen, die einen relativ großen Abstand zwischen Klitoris und Vagina aufweisen, selten oder nie beim Sex einen Orgasmus haben. Aufgrund dieser Erkenntnisse ließ sich Marie Bonaparte, die selber einen großen Abstand zwischen Vagina und Klitoris aufzuweisen hatte, unters Messer legen, um ihn operativ zu verkürzen.
Gebracht hat es ihr nichts – dennoch ist an dieser Regel etwas dran, wie der Amerikaner Kim Wallen kürzlich feststellte. Er analysierte die Messdaten Bonapartes mit modernen statistischen Verfahren. Und kam zu dem Ergebnis, dass ein Abstand zwischen Klitoris und Scheidenöffnung von weniger als 2,5 Zentimeter ein Erfolgsindikator für den weiblichen Orgasmus beim Geschlechtsverkehr ist.
2. Hände sensibler als der Genitalbereich
Das niederländische Forschungsteam unter der Leitung des Gynäkologen Willibrord Weijmar Schultz ging im Jahre 1989 der Frage nach, ob und wie empfindlich die Vaginalwände sind und auf welche Reize sie reagieren. 60 Frauen wurden mit kleinen Sendern, die elektrische Impulse abgaben, an verschiedenen Körperstellen ausgestattet.
Das überraschende Ergebnis: Die Hand und der Bauch reagierten weitaus sensibler auf die elektrischen Reize als der Genitalbereich.
Der Tipp für Männer: Streichelt eurer Freundin demnächst sanft über den Mittelfinger. Wenn sie darauf reagiert, ist das ein gutes Zeichen. Die Analyse der Reizempfindlichkeit von weiblichen Mittelfinger hat etwas Interessantes offenbart: Frauen, die sensible Finger haben, gehen häufiger gemeinsamen sexuellen Aktivitäten mit ihrem Partner nach.
3. Orgasmen lassen Sekunden verschwinden
Eine wissenschaftliche Untersuchung der Universität Kopenhagen aus dem Jahre 1984 hat Erstaunliches hervorgebracht: 28 Frauen wurden untersucht, wie lang sie die Zeitspanne ihres Orgasmus empfinden. Zur Kontrolle wurde die wirkliche Zeit ihres Hochempfindes mit einer Stoppuhr gemessen.
Ergebnis dieser Untersuchung: Alle Frauen unterschätzten die die Dauer ihres Orgasmus, denn sie gaben eine gefühlte Zeitspanne von 12 Sekunden an. Die Stoppuhr dagegen ermittelte einen durchschnittlichen Wert von 26 Sekunden. Das bedeutet, dass die Frauen die Zeitspanne ihres Orgasmus‘ kürzer empfinden als sie in der Realität ist und ihnen wertvolle Sekunden „verloren“ gehen – aber was zählt schon die Sekunde, wenn die Welt um einen herum stehen bleibt?
4. Orgasmen dienen der Stärkung des Immunsystems
Helfen Orgasmen dem Immunsystem? Auch dieser Frage sind Wissenschaftler nachgegangen. Bei der sexuellen Handlung steigt die Konzentration der Powerhormone Adrenalin und Noradrenalin deutlich an. Ihren Höchststand erreichen sie beim Orgasmus – er kann bis zu 100 Prozent über dem Normalwert liegen. Dagegen nimmt die Konzentration des Stresshormons Kortisol beim Höhepunkt leicht ab. Zusätzlich verdoppelt sich die Anzahl der natürlichen Killerzellen des Immunsystems.
Ein Orgasmus ist also nicht nur ein schönes körperliches Erlebnis, er stärkt auch das Immunsystem und hilft, Stress abzubauen. Solltet ihr demnächst befürchten, eine Erkältung zu bekommen, wisst ihr nun, was zu tun ist.
5. Orgasmen machen schmerzunempfindlich
Bekanntlich wird alles zur Nebensache degradiert, wenn wir beim Sex in freudige Extase geraten. Kratzer oder blaue Flecke, die beim lustvollen Tollen enstehen, bemerken wir meistens erst hinterher. Das Orgasmen schmerzunempflindlich machen, ist wissenschaftlich bewiesen. Im Jahre 1985 rückte die amerikanische Sexualforscherin Beverly Whipple ihren Probandinnen mit Messgeräten zu Leibe, um das reduzierte Schmerzempfinden zu dokumentieren.
Sie übte mit einem Gerät Druck auf einen Finger der Frauen aus und stellte fest, dass sie den Druck während der sexuellen Handlung im Durchschnitt um fast 70 Prozent erhöhen könnte, bis die Frauen den Reiz überhaupt spürten. In dieser Zeit stieg der maximale Druck bis zur Schmerzgrenze um 50 Prozent. Fünf Minuten später lag der Wert schon bei 85 Prozent. Während des Orgasmus konnte Beverly Whipple den Druck auf den Finger sogar um das Doppelte erhöhen, bevor die Frauen ihn überhaupt wahrnahmen. Die Schmerzgrenze erhöht sich beim Sex durchschnittlich um 75 Prozent – kein Wunder, dass wir Kratzer und blaue Flecken erst hinterher bemerken.
6. Orgasmen und ihre Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System
Sex bringt sprichwörtlich das Blut in Wallung. Aufgrund dieser Erkenntnis machten sich manche Sexualwissenschaftler Sorgen um das männliche Herz-Kreislauf-Systems. Mit Messgeräten und Blutdruckmanschetten ausgestattet, testeten 1979 acht Ärzte mit ihren Partnerinnen im Selbstversuch, ob es Stellungen beim Sex gibt, die das Herz eines Mannes mehr belasten als andere.
Nicht anders als erwartet schossen die Herzparameter bei den Männern in die Höhe. Die Herzrate kletterte im Schnitt von 60 auf 90 Schläge pro Minute und erreichte mit dem Orgasmus ihren Höhepunkt mit 115 Schlägen pro Minute. Ähnliches passierte mit den systolischen Blutdruck, der während des Orgasmus‘ auf Spitzwerte von 160 mmHG hochschnellte.
Allerdings konnte im Hinblick auf die verschiedenen praktizierten Sexstellungen kein Unterschied auf die Beanspruchung des männlichen Herz-Kreislauf-Systems festgemacht werden. Die These, dass das Herz und der Kreislauf des Mannes vor allem in der Missionarstellung strapaziert wird, konnte somit widerlegt werden.
7. Gemeinsame Aufheizphase
Dank Wärmebildkameras konnten kanadische Sexualforscher 2006 die sexuellen Hitzewallungen von Mann und Frau genauer unter die Lupe nehmen. Den Testpersonen wurden jeweils „Best of Mr. Bean“, ein Reisevideo und ein Erotikfilm gezeigt. Bereits nach 30 Sekunden Erotikfilm stieg die Temperatur im Genitalbereich und erreichte ihren Höchststand bei etwa 12 Minuten – 33.9 Grad.
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